Babys kommen mit der Bauchatmung auf die Welt, bekommen sie aber wieder „abtrainiert“. Dabei hat die Bauchatmung so viele physiologische und energetische Vorteile, dass Du am Ende dieses Beitrags nicht mehr anders atmen wollen wirst. Die primären Vorteile sind:
- Dein Körper kann Abbaustoff besser beseitigen
- Dein Herz-Kreislauf-System funktioniert besser
- Du stärkst Dein Zwerchfell, was gut für deinen ganzen Körper und Geist ist.
- Du bist in der Lage, höherwertiges Qi zu produzieren
- Du reinigst dich indirekt von negativen Emotionen, Traumata und einengenden Glaubensmustern
- Du vergrößerst deinen spirituellen Kanal (Baihui, LG 20), worüber du frisches Qi einspeist und verbrauchtes hinausbeförderst
Um den Prozess zu verdeutlichen, zunächst ein Blick in die Anatomie des Brustkorbs und des Zwerchfells. Das Zwerchfell ist eine muskulöse Scheidenwand, die sich zwischen Brust- und Bauchhöhle befindet. Er ist recht flexibel, aber auch einer der zähesten und stärksten Muskeln im Körper. Das Zwerchfell ist am Ende der Rippen befestigt und erstreckt sich nach hinten und leicht abwärts bis zu den Lendenwirbeln. Er trennt quasi das Herz-Lungen-System vom Verdauungssystem. Bildlich gesprochen ist das Zwerchfell wie der Hamburger in einem Brötchen; oben sind Herz und Lunge; unten Magen, Darm, Milz, Leber, Bauchspeicheldrüse und die Nieren.
Da in diesem Bereich nicht viel Platz ist, bewegen sich die inneren Organe mit dem Zwerchfell, d.h. mit jeder Atmung bekommen die inneren Organe eine Massage verpasst. Außerdem regt die Zwerchfellbewegung den Blut- und Lymphstrom von den Organen in die Brust- und Bauchhöhle an. Das ist ziemlich gut, denn die Lymphe sammelt Bakterien, Abfallprodukte, Gifte und sogar eventuell vorhandene Tumorzellen ein und bringt diese zu den Lymphknoten, wo diese Abfallstoffe zersetzt und entsorgt werden.
Die meisten Menschen atmen nach der Schlüsselbeinatmung, d.h. es füllt sich zum größten Teil nur das obere Drittel der Lunge. Der damit eingeatmete Sauerstoff (Qi) reicht gerade für die Grundversorgung des Körpers aus, liefert aber keine zusätzliche Energie. Um unsere Gesundheit entscheidend zu verbessern und unsere Selbstheilungskräfte zu stärken, benötigen wir jedoch mehr Qi. Dann gibt es die Zwischenrippenatmung, bei der sich der Sauerstoff bis in den mittleren Teil der Lunge bewegt. Man kann dies gut bei Sportlern im Wettkampf sehen, wenn Schlüsselbein, Schultern und Rippen hochgezogen werden. So gelangt etwas mehr Sauerstoff in die Lunge. Bei der Zwerchfellatmung, auch Bauch- oder Qi-Atmung genannt, wird auch das untere Drittel der Lunge gefüllt. Bei der Bauchatmung dehnen wir die Bauchmuskeln unter dem Brustkorb nach vorne und seitlich aus, damit sich das Zwerchfell entspannen und leicht nach unten bewegen kann. Durch dieses Absenken gelangt die Luft aus den oberen beiden Dritteln tiefer bis ins untere Drittel.
Physiologische Vorteile der Bauch- oder Qi-Atmung
Die Beseitigung von Abfallstoffen funktioniert besser. Die Qi-Atmung sorgt dafür, dass sich die Lymphe konstant durch die Organe bewegt, da die ständige wellenförmige Auf- und Abwärtsbewegung des Zwerchfells einen größeren negativen Brustkorbinnendruck erzeugt. Dieser Druck ermöglicht ein Saugen, das die Lymphflüssigkeit aus dem Buch und dem Becken in die Brust hochzieht, wo sie über den Milchbrustgang bis in die Organe weiterverteilt wird. Ddurch verbessert sich die Fähigkeit des Körpers zu entgiften, erheblich.
Das Herz-Gefäß-System funktionert besser. Die Qi-oder Bauchatmung verstärkt die Oxygenierung, also den Prozess, bei dem Sauerstoff beim Einatmen in die Lunge gelangt und Kohlendioxid ausgeatment wird. Die Bauchatmung verstärkt diesen Prozess, weil dadurch mehr Sauerstoff in die unteren beiden, besser durchbluteten, Drittel der Lunge gelangt. Durch das obere Drittel der Lunge fließt pro Minute ca. 1/10 l Blut, durch das mittlere etwa 2/3 Liter und durch das untere Drittel etwa ein bis 1.5 Liter. Mit der Bauchatmung kann also dein Herz-Gefäß-System sein volles Potenzial ausschöpfen, indem es die Sauerstoffaufnahme erhöht und die Belastung des Herzens reduziert.
Das Zwerchfell wird stärker und elastischer. Negative Emotionen, Spannungen und Stress beeinflussen das Zwechfell sowie die unmittelbare Region, das Solar-Plexus-Chakra. Letzteres hat direkten Einfluss auf das Zwerchfell. Bei wütenden Menschen z.B. arbeitet das Solar-Plexus-Chakra unregelmäßig, was zu einem verspannten Zwerchfell und damit zu einer unregelmäßigen, flachen Atmung führt. Es kann auch zu einer Enge in der Brustgegend, zu Magenkrämpfen und Verdauungsproblemen führen.
Emotionen, Gedanken und der mentale Zustand können besser gesteuert werden. Reguliert man seinen Atemrhythmus mithilfe der langsamen, tiefen Bauchatmung, entspannen bzw. beruhigen sich Zwerchfell und Solar-Plexus-Chakra, was zu einem Gefühl der inneren Ruhe und Gelassenheit führt. Wenn du sehr aufgeregt oder wütend bist, atme 12x langsam tief über den Bauch ein und aus, oder so lange bis du wieder ganz ruhig bist. Du wirst die Wirkung recht schnell spüren.
Energetische Vorteile der Bauch- oder Qi-Atmung
Du verstärkst deine Fähigkeit, hochwertiges Qi zu produzieren teilweise erheblich. Du kannst die Qi-Atmung z.B. in der Meditation anwenden und nach einem bestimmten Rhythmus atmen, bei dem du nach dem Ein- und Ausatmen die Luft einen Moment anhälst. Z.B. die 7-1-7-1 Atmung: beim Einatmen bis 7 zählen, Luft anhalten 1 zählen, ausatmen und bis 7 zählen, Atem anhalten 1 zählen. Yoga, Qigong und verschiedene Kampfsportarten wenden eine Rhythmusatmung an, um den Körper zu beruhigen und den Geist zu reinigen.
Du kannst indirekt negative Emotionen, Trauamta oder einengende Glaubenssätze beseitigen. Allein die konstante, tiefe Atmung aus dem Bauch heraus löst Spannungen, die sich im ganzen Körper und Energiesystem befinden; auch solche, die dir gar nicht bewusst sind. Diese Reinigung kann sich dergestalt manifestieren, dass plötzlich und ohne ersichtlichen Grund Emotionen, Traumata oder schädliche Anschauungen an die Oberfläche kommen. Du wirst dann ohne besonderen Anlass wütend, traurig, ängstlich oder besorgt oder es zeigen sich Schmerzen in irgendeinem Körperteil. Oder bestimmte Körperteile fangen an zu zittern oder sich zu schütteln. Das ist ein gutes Zeichen, denn der Körper befreit sich von diesem einst tiefsitzenden Stress und befördert diesen hinaus. Bleib einfach locker und atme entspannt weiter, jetzt wo du es weißt. 🙂
Du vergrößerst deinen spirituellen Kanal. Auf der Kopfmitte befindet sich das Kronenchakra bzw. der Baihui-Punkt LG 20 auf dem Lenkermeridian. Dies ist ein wichtiger Austausch- und Eintrittspunkt für frisches Yang-Qi und göttliche Energie. Hier wird universelle Energie eingespeist und verbrauchte hinausbeförderst. Beim Meditieren spüren manche ein Kribbeln oder Jucken auf dem Scheitel. Andere erleben, wie Licht buchstäblich in sie hineinfällt wie ein Wasserfall oder ein warmes Gefühl, das durch den Körper fließt, wie eine Patientin mir berichtete. Eine andere berichtete nach der Energetisierung des Kronenchakras von einer weißen Lichtschnur, die ihren Kopf mit dem Göttlichen verband und ein Gefühl von Frieden und tiefem Vertrauen in ihr bewirkte.
Warum die meisten Menschen falsch atmen
Ist dir das schon aufgefallen, dass der Bauch der Babys sich beim Einatmen hebt und beim Ausatmen senkt? Babys kommen nämlich mit der Bauchatmung auf die Welt. Warum gewöhnen wir uns diese gesunde Atmung wieder ab? Die Hauptgründe sind:
Falsches Schönheitsideal: Überall bekommen wir erzählt, ein Bauch sein nicht schön oder unpraktisch. Kinder müssen gerade sitzen oder stehen, beim Bund heißt es: Brust raus, Bauch rein. Und im Fitness-Studio, auf Plakaten oder Zeitschriften findest du Bauch-Weg-Kurse oder Diät- und Kleidungstipps, die Bäuche kaschieren.
Wir halten negative Emotionen und Stress primär in Brust und Bauch fest. Diese innere Spannung sorgt auch für einen verspannten Zwerchfellmuskel. Deshalb können viele nicht mehr richtig Luft holen bzw. durchschnaufen. Was anstrengend ist oder weh tut, lässt man. So verkümmert die Bauchatmung.
Unkenntnis. Viele Menschen wissen einfach nicht, dass die Bauchatmung gesünder ist. Sie kennen die Vorteile der tiefen Bauchatmung nicht und machen einfach das, was alle anderen auch tun: Bauch rein, Brust raus.
Jetzt, wo du die Vorteile kennst, kannst du sofort loslegen und dir die normale, gesunde Bauchatmung wieder angewöhnen.
Und so geht die Bauchatmung
Sie ist ganz einfach. Sogar Babys können es, denn sie kommen mit der Bauchatmung auf die Welt. Nach ein paar Tagen Üben wirst du die andere Atmung schon vergessen haben. Ich selbst kann die flache Atmung schon gar nicht mehr.
- Setze oder lege dich ruhig hin und entspanne dich.
- Lege deine flache Hand auf den Bauch. Atme langsam ein und atme in den Bauch, so dass die Hand sich hebt. Die Hand soll dir am Anfang helfen, den Qi-Bauch zu „finden“. Später brauchst du sie natürlich nicht mehr.
- Halte die Luft kurz an und atme dann wieder aus. Bleibe dabei entspannt.
- Atme dann langsam und vollständig wieder aus so dass der Bauch sich wieder senkt. Nicht zu übertrieben, bleibt ganz entspannt.
- Halte die Luft einen kurzen Moment bevor du wieder einatmest.
- Wiederhole diesen Rhythmus 12x und konzentriere dich nur darauf, langsam in den Bauch einzuatmen, halten, und langsam wieder auszuatmen, halten.
- Übe diese Abfolge ein paar Mal am Tag bewusst, konzentriert, aber entspannt. Die „überschüssige“ Energeie kannst du durch körperliche Bewegung wieder abtrainieren oder anderweitig zielgerichtet einsetzen.
Nach einpaar Tagen wird die Bauchatmung in Fleisch und Blut übergehen, und du wirst nicht mehr darüber nachdenken müssen.
In meinen Qigong-Workshops bzw. den Auffrischungskursen lernen die Schüler auch die Qi-Atmung und die Einbindung in die Qigong-Abfolge, um die Effektivität der Übungen noch mehr zu verstärken.
Hat dir der Beitrag gefallen? Dann probier’s doch gleich aus und berichte hier über deine Ergebnisse. Ich freue mich über deinen Kommentar.
Die Wildgans meint
Vielen Dank fürs Teilen dieser schönen Erfahrung, Gisela! Toll. So kann man tatsächlichen jeglichen Ballast bewusst ausatmen. In der 2-Herz-Meditation, die wir ab 8. Januar in unserer Seligenstädter Heilpraxis als Gruppenmeditation in Kombination mit Qigong praktizieren, machen wir als Vorbereitung genau das: altes Zeugs ausatmen und frische, positive Energien einatmen. Vielleicht wohnen Sie in der Nähe und kommen mal vorbei? 🙂 Mehr zur Gruppenmeditation: https://wildgans-qigong.de/2-herz-meditation-qigong-seligenstadt-heilpraxis/
Gisela Albrecht meint
Ich bin 61 und habe früh durch meine Mutter erfahren, dass tiefes Einatmen, besonders an frischer Luft im Wald gut ist. Ich selbst habe schon immer viel Wert auf lange Spaziergänge im Wald gelegt. Nur habe ich wohl fast immer nur die Brustatmung durchgeführt, da ich gar nichts von der Bauchatmung wusste (obwohl ich Flöte spiele).
Durch Zufall hörte ich vor wenigen Wochen, wie gut die Bauchatmung ist. Ohne mich weiter darüber zu informieren, legte ich seit dem hin und wieder ganz bewusst eine tiefe Bauchatmung bes. auf meinen Waldspaziergängen ein, aber völlig zwanglos und ohne zu zählen, so oft es mir eben gut tut oder wenn ich daran denke.
Den positiven Effekt habe ich gespürt und würde ihn folgendermaßen beschreiben: „So, das war es und nun kann was Neues kommen“. Also ein gewisses Loslassen von altem Ballast kann dann erfolgen sowie ein gelasseneres Annehmen von Tatsachen und eine Art Abgrenzen im positivem Sinne. Auch bin ich dadurch ruhiger geworden. Gleichzeitig fühle ich mich auch stärker und gewappnete für das Leben. Meine erste Erfahrung bestätigt sich jetzt, da ich Kommentare dazu gelesen habe.
Marion Hager meint
Danke. Bin auch gerade auf dem Weg des Zwerchfells.
Die Wildgans meint
Liebe Sandra, es gibt Asanas und Körperübungen, wo die Bauchatmung scheinbar „klemmt“ bzw. man an so vieles denken muss. Ich empfehle, Sie üben die Bauchatmung eine Weile losgelöst von anderen Techniken, z.B. morgens im Bett, indem Sie die Hände auf den Bauch legen und entspannt reinatmen, anfangs nur kleine, kurze Atemzüge – halten – beobachten, wie der Bauch sich wölbt und ausatmen. Atmen Sie nicht erzwungenermaßen tief, auch nicht bis zum Limit, sondern konzentrieren sich zunächst nur auf die Technik, bis diese ganz natürlich sitzt. Die Tiefe bzw. Dauer der Ein- und Ausatmung kommt dann später. Üben Sie ohne Erwartungsdruck und nur soweit es eben geht und angenehm ist. Bei der Brustatmung atmen Sie ja auch nicht voll ein, bis die Lunge komplett voll ist. 🙂 ich hoffe, das hilft? Viel Erfolg beim Üben! 🙂
Sandra meint
Liebe Snezana,
Ich habe Ihren Artikel mit grossem Interesse gelesen.
Dürfte ich Sie etwas fragen? Ich übe die Bauchatmung im Rahmen von täglichen Pranayamas schon seit Monaten, kann mich aber nicht so recht mit ihr anfreunden. Irgendwie fühlt sie sich für mich «künstlich» und erzwungen, eben nicht natürlich an.
Beim Einatmen habe ich das Gefühl, ich komme schnell zum Ende, obwohl eigentlich noch Platz in der Lunge wäre. So, als ob ich das Potential einfach nicht ausschöpfen könnte, als ob da eine Sperre wäre. Mein Bauch fängt dann an zu zittern, das Ganze wird anstrengend. Auch entspanne ich mich nicht besonders dabei, ich bin eher froh wenn die Übung vorbei ist. Die Bauchatmung und ich, wir verstehen uns bislang nicht so besonders… Was kann ich besser oder anders machen? Ich würde gerne Gefallen an der Bauchatmung finden, würde auch gerne mit meinen Pranayamas und der Meditation Fortschritte machen, aber im Moment komme ich nicht weiter.
Vielen Dank!
Wegmann Hans meint
Ich trainiere mit dem Spiro-Tiger. Für eine kräftige und erholsame Atmung eignet sich die Bauchatmung bestens.