Wenn in Presseberichten über Tai Chi gesprochen wird, meinen viele Journalisten eigentlich Qigong (letztlich ist Tai Chi auch eine Form von Qigong, weil sie mit Qi, der Lebensenergie, arbeitet). Das liegt m.E. daran, dass Tai Chi ähnlich wie Yoga in der Öffentlichkeit einfach bekannter ist und deshalb mehr öffentlichkeitswirksame Studien durchgeführt werden, während man für die vielen klinischen Studien über Qigong meist tiefer graben und auf wisssenschaftlichen Plattformen recherchieren muss. „Tai chi is a richly researched exercise, with health improvements ranging from better blood pressure scores to a sharper mind.“ Die trifft vermutlich auch auf den Bericht in der TIME Health und die zitierten Studien zu.
Es geht also in dem genannten Beitrag um die Vorteile von Tai Chi gegenüber Crossfit. Was ist überhaupt Crossfit? Klimmzüge zur Zehenspitze und einbeinige Kniebeugen im schnellen Wechsel, Gewichte stemmen bis zur totalen Verausgabung: CrossFit wurde 1995 in den USA entwickelt, nennt sich das angeblich härteste Fitness-Training der Welt und ist jetzt auch in Deutschland der Megatrend. Es verbindet das klassische Gewichtheben mit intensivem Fitness-Workout. Es werden dabei funktionelle Übungen in einer hohen Intensität und ständig wechselnd ausgeführt. Trainiert werden Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und Koordination. (Hier ein Beispiel auf Youtube).
Von einer amerikanischen, langjährigen CrossFit-Trainerin, die jetzt Qigong unterrichtet, erhielt ich diese Antwort:
Wenn du NACKT gut aussehen möchtest, ist CrossFit definitiv die bessere Wahl.
Wenn du aber ohne intensives (Kraft-)Training z.B.
— deine allgemeine Fitness verbessern,
— die Herz-Lungen-Leistungsfähigkeit stärken,
— z.B. Arthritis- und andere Schmerzen reduzieren,
— deine Widerstandskraft gegen Viren steigern oder,
— die Herz-/Nierenfunktion verbessern,
— deinen Stresslevel senken,
— die Verletzungsgefahr reduzieren oder
— gerne von einem oder mehreren der vielen gesundheitlichen Vorteile profitieren willst, die in Tausenden von wissenschaftlichen Studien über Qigong dokumentiert sind,
… dann ist Tai Chi oder Qigong wahrscheinlich die bessere Wahl.
Zudem wurde eine Studie unter amerikanischen Sportlern durchgeführt mit der Fragestellung: Wie wirkt sich Qigong auf Kraftzuwachs und Wohlbefinden bei Elitesportlern aus? Hier konnte eine Leistungssteigerung von teils über 50 % gegenüber den Nicht-Qigonglern erzielt werden.
Siehe auch: Welchen Nutzen Qigong insbesondere Sportlern bietet.
Ein paar Körnchen Achtsamkeit fürs Business
Der TIME Health Autor schreibt weiter über die Fähigkeit von Tai Chi/Qigong, die Körper-Geist-Verbindung zu stärken. So könne man mit mehr Achtsamkeit und Freude besser durchs Leben gehen. “But maybe the most compelling reason to give tai chi a shot is its ability to strengthen the connections between your mind and body, which can help you move through life with greater awareness and pleasure.”
Achtsamkeit ist das aktuelle Buzz-Word schlechthin. Und das ist gut so. Denn Achtsamkeit ist wunderbar, fast magisch. Die Welt braucht mehr davon – besonders im Business. Deshalb finde ich es gut, dass momentan so viel darüber geschrieben wird. So kommen vielleicht Menschen, die nie an Qigong gedacht hätten, auch auf die Idee, es auszuprobieren. Denn Qigong ist achtsame Meditation. Oder Achtsamkeits-Meditation. Oder meditative Achtsamkeit in Bewegung. 🙂
Tai Chi versus Yoga
Der Autor meint sogar, „man könne Yoga praktizieren, aber mit den Gedanken woanders sein“. Aber es sei sehr schwierig, Tai Chi zu praktizieren ohne voll da zu sein.“ Nun, ob das stimmt… ? Ja, ich habe mich schon ertappt, dass bei den 5 Tibetern meine Gedanken schweiften. Das liegt an den vielen Wiederholungen, die irgendwann automatisch ablaufen. Beim (Wildgans) Qigong hingegen merke ich viel früher, wenn ich nicht bei der Sache bin. Beim Tai Chi dürfte dies ähnlich sein, da hier die Abläufe auch recht abwechslungsreich sind. Mein Qigong- und Tai Chi-Trainerkollege Anthony sieht das anders, aber er ist trotzdem fest davon überzeugt, dass Tai Chi und Qigong eines Tages beliebter sein werden als Yoga.
Ob Achtsamkeit gelernt und angewendet wird, liegt am Lehrer, nicht an der Meditationsart.
Es gibt z.B. Schüler, die seit Jahren Qigong üben und keinerlei Ahnung davon haben, was und wofür sie dies tun. Ich selbst habe schon Schüler erlebt, die in Gedanken schon bei der (über-)nächsten Übung sind. Es fehlt die Achtsamkeit im Hier und Jetzt und der Sinn hinter der jeweiligen Bewegung.
Deshalb lege ich so viel Wert darauf, meinen SchülerInnen beizubringen, jede Übung bewusst und achtsam durchzuführen. Außerdem finde ich profundes Hintergrundwissen wichtig, damit jeder weiß, wofür die Bewegungen stehen. Das macht m.E. einen großen Unterschied!
Zur Ruhe kommen und ganz im Moment zu sein, ist also essenziell, wenn wir mit dieser universellen, so intelligenten Lebensenergie arbeiten! Wenn du das Maximale aus Qigong und jeder anderen Meditationsform herausholen möchtest, sei im Hier und Jetzt. Das ist Achtsamkeit. 🙂
Was sind deine Lieblingsmeditationsformen? Was sind deine Methoden, um achtsam durch den Tag zu gehen? Freue mich über deinen Kommentar!
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