Eine schmutzige Phantasie ist ein ewiges Fest*
Neugierig geworden? Denke ich mir. Schließlich ist Sex das Streit- und Herzensthema Nummer 1, wenn man es unter dem Begriff der Liebe versteht. Außerdem ist es noch kalt und ungemütlich draußen, morgens noch und abends schnell dunkel. Da mag man lieber im Bett bleiben, sich wärmen und schöne Zeit miteinander verbringen. Wäre da nicht der Beruf, die Kinder oder andere Pflichten, die gnadenlos zum Aufstehen drängen. Eine gesunde Work-Love-Balance muss also her, zumal es im Ehebett erschreckend ruhig oder direkt gesprochen eintönig geworden ist. Ein paar Inspirationen gefällig? Dachte ich mir. 🙂
Aus diesem Grund habe ich mir das Buch „Work-Love-Balance – Lustvolles Liebesleben trotz Stress und Alltag“ von Bernhard Moritz angeschaut.
Zum Autor:
Bernhard Moritz ist Dipl. Paar- und Sexualtherapeut, Dipl. Lebens- und Sozialberater sowie systemischer Coach. Mit seiner Praxis ist er Mitglied im „Netzwerk Sexualtherapie“ und Kooperationspartner des Instituts für Sexualtherapie in Heidelberg. Er ist Referent bei Kongressen sowie Gastdozent an der internationalen Gesellschaft für systemische Therapie am „Institut für systemische Impulse und Ausbildung“.
Viele praktische und bewährte Tipps, basierend auf den Erfahrungen unzähliger Paare soll es laut Buchcover im Buch geben.
Anleitung zur Nutzung des Buches
Du sollst darin schmökern, neugierig werden, nachdenken, ausprobieren, entdecken, dich inspirieren lassen. Jedes Kapitel beinhaltet Gedankenspiele, Bettgeflüster und variable Impulse. Ein Kalender der Sinnlichkeit, ein erotisches Tagebuch sowie ein erotisches Gästebuch (haha, nicht was Du denkst!) zählen auch dazu.
Dies sind die Kapitel im Buch:
- Schlaft ihr schon miteinander oder habt ihr noch Sex?
- Elf Verhütungsmittel gegen schlechten Sex
- Das erotisch-sexuelle Ich
- Der erotische Feinkostladen
- Ihr neues erotisches Drehbuch
- Die erotische Beziehung neu gründen
- Den Partner neu entdecken: ein Fragebogen
- Bücher und DVDs
Im ersten Kapitel erfahren wir, warum heute alles anders ist als früher bzw. wie die Welt sich verändert hat zwischen Männern und Frauen. Das Patriarchat ist der Emanzipationsbewegung gewichen mit all seinen Folgen (s.auch meine „energetischen“ oder Qi-relevanten Gedanken am Ende der Rezi); Kriege, Krisen und Fortschritt trugen ihren Teil bei, so dass oft genug unser Liebesideal die Lust verhindert: „… wir müssen wieder lernen, jene Urkraft der Polarität von Mann und Frau zu entwickeln, die die Leidenschaft und das Begehren nach einander wieder entfachen kann.“ Die folgenden Gedankenspiele und das Bettgeflüster laden ein, darüber zu reflektieren und sich mit dem Partner auszutauschen.
Im zweiten Kapitel werden von Seite 23-70 elf Verhütungsmittel gegen schlechten Sex angeboten. Es geht darum, warum es in langjährigen Beziehungen oft so schwierig ist, guten Sex zu haben und wer da wem im Wege steht.
Im dritten Kapitel sollst du Zeit mit der erotischen Seite in dir – deinem erotisch-sexuellen Ich – verbringen und dein sexuelles Wesen kennenlernen. Alles verändert sich, so auch dein Denken über Erotik und Sex. Wie ist dein aktueller Status-Quo? Wie sehen deine Erfahrungen aus? Ziehe deine erotische Zwischenbilanz und sage es deinem Partner. Die Gedankenspiele und Impulse sollen dir dabei helfen.
Der erotische Feinkostladen im nächsten Kapitel von Seite 86 bis 117. In einem Klima der Schnäppchengesellschaft mit Flatrates, Sonderangeboten und Massenware bleibt das Exquisite und Besondere auf der Strecke. Wie du trotzdem für dich und deinen Partner/Partnerin ein erotischer Feinkostladen bleibst, erfährst du in diesem Kapitel. Ich würde es unter dem Begriff „achtsame Sinnlichkeit“ zusammenfassen. Enjoy! 🙂
Klar, dass es im nächsten Kapitel um ein neues erotisches Drehbuch geht. Als Texterin und Storytellerin musste ich hier erstmal grinsen: die nächsten Seiten erinnern sehr an die Entstehung eines guten Textes: 1. Schreibe dein eigenes Script; 2. guter Sex braucht eine gute Idee und 2. eine prickelnde Handlung, außerdem 3. Spannung, 4. reizvollen Rollen, 5. passende Räume und eine 6. eigene Sprache.
Der Impuls lautet dann auch passend: Erotisches Stoytelling entwickeln. Liebe Texter-KollegInnen: Hier könnt ihr euch auf einer ganzer anderen Spielwiese … austoben. 🙂 Wer weiß, vielleicht wird’s der neue Schwerpunkt für manch Eine/n. Ich muss dann mal weg…. lol. *Die „schmutzige“ Überschrift ist übrigens von Shakespeare.
Apropos Sprache. Das Buch liest sich kurzweilig: „Wenn der Sex in die Jahre gekommen ist, kann es helfen, nicht nur an der einen oder anderen Stellschraube zu drehen, sondern sich zu einer Neugründung der erotisch-sexuellen Beziehung zu entschließen.“. Gut gefallen mir die Zitate, wie der von Jeanne Moreau: „Sex in langen Beziehungen ist die Kunst, Wiederholungen immer wieder wie Premieren erscheinen zu lassen.“
Womit wir mitten im Kapitel „erotische Beziehung neu gründen“ sind, auch wieder mit vielen Impulsen. Aber Achtung: Wer prüde ist, das Wort Sex kaum über die Lippen bringt ohne rot zu werden, der dürfte hier vor Herausforderungen stehen.
Damit der Sex nicht wieder alltäglich wird, gibt es hier zur Abrundung noch ein paar Tipps, bevor es zum Fragenkatalog im letzten Kapitel geht, den jeder erstmal für sich selbst ausfüllen soll. Die Ergebnisse dürften dann sicher zu der einen oder anderen Überraschung führen!
Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann in der Literaturliste stöbern, wo es neben Ratgebern auch erotische Schmankerl sowie DVD-Tipps gibt.
Fazit: Wenn Sex bei dir erst unter der Bettdecke beginnt und erst nachdem das Licht ausgeschaltet wurde, dann findest du eine Menge Inspirationen. Für einige brauchst du vermutlich eine Portion Mut. Aber es könnte sich lohnen! 🙂
Für die „Normalos“ sind auf jeden Fall einige nette Impulse dabei. Denn manchmal sind es nur kleine Details und Achtsamkeit.
Wer schon Profi im abwechslungsreichen Sex ist, der wird vermutlich nur an klitzekleinen Schrauben drehen. Aber hey, Ideen gibt es ja Tausende, und vielleicht hattet ihr diese noch nicht im Sortiment!
In jedem Fall funktionieren die Tipps nur, wenn beide Partner gewillt sind mitzuspielen. Das steht fest!
Ich wünsche schon mal viel Spass beim Lesen und Ausprobieren.
192 Seiten für 19,99 € können hier bestellt werden: Work-Love Balance: Lustvolles Liebesleben trotz Stress und Alltag (humboldt – Psychologie & Lebensgestaltung)
Sex, Paarbeziehung und die Sache mit dem Chi
Wir wären nicht hier auf diesem Blog, wenn es nicht auch um Qi ginge. Ich möchte deshalb nur kurz darstellen, was Sex aus energetischer Sicht bedeutet. Heute ist es normal, dass Menschen viele oder oft wechselnde (Sexual-)Partner haben und Scheidungen bzw. Trennungen keine Seltenheit mehr sind. Mit den „Folgen“ muss man auch klarkommen. Denn alles, was wir tun, bleibt im Körpergedächtnis.
Unser Körper erinnert sich noch, was vor 1 Million Jahren passiert ist. Es ist dein „Körpergedächtnis“, das dich an deine Umwelt bindet. Wobei das Gehirn zum Körper zählt, nicht zum Geist. Das Gedächtnis des Geistes ist verschwindend gering im Vergleich zum Körpergedächtnis und kann praktisch über Nacht gelöscht werden (z.B. bei Gedächtnisverlust).
Wenn du beispielsweise jemanden oder etwas nur einmal berührst oder die Hand in einem sehr intimen Moment hälst, bleibt die Erinnerung im Körper ewig bestehen, im Gedächtnis dagegen oft nur kurz. Das liegt daran, dass in den Händen und Fußsohlen starke Rezeptoren (Qi-Energiepunkte) sind.
Wenn also Menschen Sex miteinander haben – also sich noch viel, viel näher sind – bleibt auch diese Erinnerung im Körper, auch wenn der Mensch selbst und die Begegnung längst vergessen wurden…
Wer das weiß, kann entscheiden, ob und wie oft er Partner wechseln möchte, denn mit der „Erinnerung“ werden wir früher oder später konfrontiert. Wer nur an dieses eine Leben glaubt, dem kann das natürlich egal sein. Wer sich aber innerhalb dieses Daseins spirituell entwickeln und auf höhere Bewusstseinsstufen gelangen möchte, muss diese Altlasten früher oder später loswerden, und das kann schmerzhaft werden.
Man kann den physischen Körper allerdings auch von Erinnerungen reinigen, z.B. durch starke Hingabe oder andere Reinigungsrituale.
Die Wildgans meint
Ich bin nicht sicher, ob ich Ihren Post richtig verstehe, Herr Dr. Kaiser. Geht es dort nicht um eine inzestuöse „Ehe“? Freue mich über eine Aufklärung. 🙂
Die Wildgans meint
Danke Jochen. Freut mich, dass es dir gefallen hat! 🙂
Die Wildgans meint
Danke für Ihren Beitrag! Vielleicht gehe ich bei Gelegenheit in einem separaten Beitrag etwas detaillierter auf das Thema Sex und sexuelle Energie aus spiritueller und energetischer Sicht ein. „Liebe machen“ wird sicherlich oft mit (unverbindlichem) „Sexsport“ verwechselt. Insofern wäre ein Hinweis auf den spirituelle Aspekt im Buch sicher kein uninteressanter gewesen! Ich hatte allerdings das Gefühl, dass der Autor bemüht war, die Paarbeziehung als etwas Intimes zwischen zwei Menschen zu stärken.
Dr. Ulf Kaiser meint
Kurz und griechisch-mythologisch:
„Wir Griechen heiraten im Kreis, um uns einzuprägen, worauf es in der Ehe * ankommt, dass man,
um glücklich zu sein, Vielfalt in der Wiederholung finden muss;
um voranzukommen, gut daran tut, an den gemeinsamen
Ausgangspunkt zurück zu kommen“.
* und im Sex
(Eugenides in „Middlesex“)
Helmut Tischer meint
Liebe Freunde,
zum vorgestellten Buch möchte ich sagen: „jedem das seine“ und will damit nicht in Abrede stellen dass das Buch für den einen oder die andere Gedankenimpulse geben kann.
Nicht vergessen sollte man dass mit den drei Buchstaben („Sex“) immer ordentlich Geld im Kasten klingt.
Ja, vielleicht holt auch der 1001.ste Sex-Ratgeber einige Leute dort ab wo sie es gerade gebrauchen können, es sei ihnen gegönnt.
Am besten fand ich noch die Anmerkungen von Snezana.
Allerdings wäre zum Thema Sex und Qi-Gong sehr viel mehr zu sagen, das war auch für die alten Daoisten ein wichtiges Thema.
Wir sind hier auf dieser Erde um uns zu entwickeln, zu lernen und zu geniessen.
Meine Meinung ist, dass, solange wir uns nicht wirklich spirituell ausrichten und die Liebe zu uns selbst und allen Wesen entwickeln, kann „Sex“ nicht wirklich verwirklicht werden sondern mündet in Frust und Enttäuschung.
Spirituell gesehen ist „Sex die „unio mystica“, „Gottesdienst“, das „Göttliche“(das ich bin) begegnet dem „Göttlichen“ (das Du bist). Oder flapsig ausgedrückt: statt sonntags in die Kirche zu rennen könnt ihr auch Sex machen.
Jochen Friedrich meint
Danke für den Buchtipp und die gutgeschriebene Kurzbeschreibung!