Endlich komplett! Letzten Samstag/Sonntag (20./21.6.) fand der letzte von drei Teilen der Wildgans Typ 2 statt. Dr. Yang unterrichtet diesen Typ nur in Würzburg im R.A. Schröder-Haus. Es sieht auch so aus, als sei Dr. Yang der einzige in Deutschland, der die Wildgans Typ 2 überhaupt unterrichtet. Zumindest spuckt die Google-Recherche keine weiteren Ergebnisse aus. Bei diesem Kurs waren wieder all diejenigen dabei, die auch den Februarkurs gemacht hatten. Ihnen fehlt jetzt nur noch Teil 2/3.
64 Übungen wie bei Wildgans Typ I (Typ A)
Dayan Qigong II besteht auch aus 64 Übungen. Die Namen sind teilweise ähnlich, die Abfolge jedoch komplett anders. Schade, dass die Namen nicht immer dem Ablauf ähneln; das würde das Merken erleichtern. Aber dazu später mehr.
Wie bereits geschrieben (s. Eintrag zu Kurs 2/3) hatte ich im Juli 2014 mit den Übungen 23-48 den zweiten gelernt, im Februar 2015 den ersten von 1-22 und jetzt den Rest von 49-64. Wer schnell im Rechnen ist, wird merken, dass der 1. Teil 22 Übungen umfasste, der zweite 26 und der dritte nur 16. Ich hatte da eine Vermutung…. die sich schnell bestätigen sollte.
90 Minuten gegen Demenz und Alzheimer
Gleich die erste Übung (Nr. 49) hatte es in sich. Schlappe 90 Minuten brauchte Dr. Yang, um erst die Beinarbeit zu erklären und mit uns zu üben, dann die Armbewegungen und zum Schluss beides zusammen! 9 zusammenhängende Schritte hieß die Folge und geht so:
Standbein links, rechter Fuß vorne. Rechts belasten, mit linkem Fuß einen kleinen Kreis formen, über dem rechten kreuzen und schräg vorne rechts auf der Fußaußenkante absetzen. Das gleiche mit dem rechten Fuß wiederholen: also jetzt links belasten, mit rechts kreuzen, auf Außenkante absetzen und noch einmal mit links. Das war die Fußarbeit.
Jetzt kommen die Arme: Der rechte Arm steigt mit Handinnenkante an der Körpermitte entlang über Kopf und formt einen großen Kreis, bis der Arm den Körper seitlich errreicht und dort hängen bleibt. Das gleiche mit dem linken Arm wiederholen. Bei der dritten Armbewegung zieht man (zügig) den rechten Ellenbogen nach hinten, so dass die rechte Handfläche auf Schulterhöhe nach unten zeigt; gleichzeitig schwingt der linke Arm nach schräg vorne rechts und bleibt mit der Handfläche nach unten auf Hüfthöhe in etwa 30 cm Abstand stehen. Nun schwingt die rechte Hand unter der linken hindurch wieder nach oben auf die selbe Position an der Schulter. Das gleiche wird links wiederholt: also einmal links kreisen, rechts kreisen, linke Hand auf Schulterhöhe, rechte auf Hüfthöhe links. Und noch einmal auf der rechten Seite wiederholen. Denn ihr erinnert – wir hatten vorher drei Schritte gemacht. Ihr ahnt es, die Armbewegungen gilt es nun mit dem Vorwärtsschreiten, Fuß kreuzen und aufsetzen zu verbinden. Selbstredend auf eine Weise, dass es geschmeidig und leicht ausschaut! Denn die Wildgans soll nicht aussehen, als hätte ihr jemand gerade ins Knie geschossen oder einen Stock ins Gefieder geschoben.
Diese erste Übung hatte es wirklich in sich. Für mich persönlich war es bisher (wusste ja nicht, was noch kommt an diesem WE) die schwierigste aller Wildgans-Übungen, die ich aus Typ I und Typ II gelernt hatte. Denn es gab so viele Details zu beachten: Links Schritt nach vorne und kreuzen, gleichzeitig rechten Arm in der richtigen Abfolge nach hinten, gleichzeitig Fuß auf Kante abstellen, dabei trotzdem stabil auf einem Fuß stehen, links wiederholen und dann rechts anstatt einer Wiederholung wieder eine neue Bewegung. (Das ist übrigens das Typische an der Wildgans: Es wird selten synchron gearbeitet. Pah, das Gehirn könnte sich ja daran gewöhnen!) Da ist also volle Konzentration, Koordination und Balance gefragt – und das gleichzeitig. Fast überflüssig der Hinweis von Dr. Yang, dass diese Übung Demenz und Alzheimer vorbeugt!
Meine Lösung / mein Rezept für Übung 49
Da ich mir die Übung unbedingt merken wollte (eine Kurswiederholung bzw. Vertiefung würde frühestens in einem Jahr stattfinden), habe ich in den Pausen geübt und auch mit Visualisierung gearbeitet. Da ich weiß, dass Wildgans Typ I und bisher auch Typ II nur geschmeidige, natürliche Abläufe kennt (deshalb ist sie auch frei von Nebenwirkungen) habe ich die Bein-, Fuß- und Armarbeit erst so lange einzeln eingeübt, bis ich einen natürlichen Rhythmus verinnerlicht hatte. Danach habe ich den natürlichen Schwung in der Kombination gesucht – und (zum Glück) gefunden. 🙂
Muskulatur, Gelenke und Konzentration
Während Wildgans I mehr Akupressur-Anteile und Nierenmassage (die Nieren gelten als das elementare impulsgebende Organ in der TCM) hat, wird bei der Wildgans Typ II etwas mehr Fokus auf die Stärkung von Fuß- und Kniegelenken, Schulter/Nacken, Sehnen und insbesondere auf Rechts-Links-Koordination gelegt. Saubere Fußarbeit und volle Konzentration ist bei Übung 53 „Wind ansehen und abfliegen“ (optisch hat diese Übung so rein gar nichts mit dem Namen zu tun, eher Luft schieben und vorwärts schreiten) gefragt, wo auch wieder Fuß- und Armarbeit exakt und synchron laufen: Hacke, ganzer Fuß, nach vorne beugen, gleichzeitig Luft schieben, zurück, auf Fußspitze, Arme (natürlich anders) wieder zurück, insgesamt 7x. Bei Übung 59. „Auf die Erde hinabblicken“ sind wieder Fußgelenke und (diesmal) Innenkante gefragt .
Endlich flattern wie eine echte Wildgans
Ganz verzückt war ich von Übung Nr. 62 – meiner neuen Lieblingssequenz. Sie heißt schlicht „Flattern“. So schön und elegant sieht das aus! 🙂 Während man mit dem Standbein (das andere ist ohne Belastung nach vorne gestreckt und bleibt dies auch) dreimal langsam aus dem Knie hoch- und runterfedert, breitet man die Arme seitlich auf Schulterhöhe aus und schwingt ganz langsam die Flügel als wollte man fliegen. Aber nicht irgendwie, sondern aus dem Oberarm heraus. Wenn du deine Schultern und Nacken dabei spürst, liegst du ziemlich richtig. Diese Bewegung wird dreimal wiederholt (rechts, links, rechts).
Endspurt – ein leichtes Ende?
„Übung 63 ist eine Zusammenfassung aller vorherigen!“, leitet Dr. Yang die vorletzte Sequenz ein. Huh? So ganz unrecht hatte er nicht, und das Stöhnen und die irritierten Gesichter einiger Teilnehmer nach der Erklärung bestätigte den Verdacht: Es wurde nochmal komplex – sehr komplex. Dafür brauchten wir den ganzen Sonntagnachmittag. Zur Erklärung nutzte Dr. Yang die Quadrate im Holzboden. (Die muss man sich später im Wald oder Garten dazudenken.) Acht Stück brauchten wir – wohl gemerkt nur für die Fußarbeit mit den neun „Schritten“. Das Ganze lief zur Abwechslung mal rückwärts ab, mit Fuß-, Knie-, Taillen- und Rückenarbeit, während die Arme ihren Teil am Konzert beitrugen und auch die Gallenpunkte einbezogen: seitlich von rechts nach links schwenken, umschlingen, zurückschwingen, in der Hüfte ablegen. Natürlich wieder gleichzeitig, selbstverständlich geschmeidig in der Abfolge, selbstredend nicht synchron im Sinne von alle neun Bewegungen sind gleich. Aber auch hier half die Vorstellung von einem natürlichen Schwung, ein bisschen wie beim Tanzen. 🙂
Aktivierung von Energiepunkten
Im letzten Drittel der Wildgans II werden im Laufe der 16 Übungen folgende Energiepunkte direkt aktiviert bzw. massiert:
Gallenpunkt G26 am Ende der Rippen (Ü55): gut für Gallenfunktion, Niere, Verdauung.
Magenpunkt M13 unterhalb des Schlüsselbeins (Ü64): Magen, Lunge, Schulter, LWS, HWS, Sehnen, Muskeln
Sonnenpunkt Yin Tang (Ü55, 58): Spannungskopfschmerzen, Migräne, Augen, Schwindel
Konzeptionsgefäß KG 6, zwei fingerbreit unterhalb des Bauchnabels (Ü55, Ü64): Rippen, Torax, Milz, Verdauung, bei Schmerzen am ganzen Körper, Taille, Galle, Geschlechtsorgane, Blase, Dünndarm, gegen Müdigkeit, Erschöpfung; Aktivierung von Lebensenergie.
Trainieren von / Hilfe bei:
Gelenke: Becken, Fuß, Knie, Hüfte, Schulter
Rücken/Rippen
Balance/Gleichgewicht, Feinmotorik
Beweglichkeit, Geschmeidigkeit, Reaktionsfähigkeit
Aktivierung aller Organe, insb. Lunge, Herz, Galle, Dickdarm, Dünndarm, Herzbeutel, Dreifacherwärmer
Stoffwechsel, Durchblutung, Sauerstoffzufuhr, Beseitigung von Schlacken
Sehnen: Füße, Knie
Schmerzen: Spannungskopfschmerzen, Migräne + Schwindel
Muskulatur: Arme, Beine, Rücken, Taille
Ähnlich wie bei der Wildgans I werden auch hier die Meridiane mit den Handflächen bestrahlt und dadurch indirekt aktiviert. Bei den Flatterübungen werden alle Kleinstmeridiane aktiviert, die bis in die Fingerspitzen führen. Alle Wildgansübungen basieren auf direkter und indirekter Aktivierung der Meridiane und Energiepunkte.
Laut Literatur befasst sich die Wildgans Typ II mit der Heilung vorgeburtlicher oder pränataler Aspekte, während die Wildgans I die Gesundheit des aktuellen Lebens bearbeitet.
Tatsächlich ist bei mir ein Prozess in Gang gekommen, der den ganzen Montag meine Aufmerksamkeit forderte.