Wie mehrfach geschrieben, besteht die Wildgans aus vielen, hocheffektiven, teils klitzekleinen, Bewegungen. Schon während der allerersten Übung, während wir 15 Atemzüge lang stehen und nach vorne schauen, drücken wir die Zunge gegen den Gaumen. Diese Übung hat im Qigong und auch im Yoga eine zentrale Bedeutung, die ich hier vorstellen möchte:
Das Lenkergefäß (Du Mai):
„Du“ bedeutet Gouverneur, „Mai“ heißt Gefäß. Das Lenkergefäß (Gouverneursgefäß oder auch Ordnergefäß genannt) regiert also als Gefäß des Ur-Yang wie ein Gouverneur über alle Yang-Meridiane. Er zählt neben dem Konzeptionsgefäß zu den wichtigesten Merdianen
Dieser Sondermeridian beginnt zwischen Anus und Steißbein und steigt über die Mittellinie des Rückens über den Hinterkopf, Kopfmitte bis zur Stirn und Nase. Zwischen Nase und Mund tritt er in den Mund ein und endet über den oberen Schneidezähnen. Durch einen inneren Ast verbindet er sich im Rücken mit den Nieren.
Er gleicht die Energien der sechs Yang-Meridiane bzw. Yang-Organe aus und wird deshalb auch als „Meer der Yang Meridiane“ bezeichnet. Im Bereich 7. Halswirbel und 1. Brustwirbel auf LG 14 treffen sich die drei Yang-Meridiane aus den Füßen und Händen. Eine (Selbst)Massage in diesem Bereich im Uhrzeigersinn regt den Energiefluss sofort an und wirkt erfrischend und belebend. In der TCM hat der Du Mai bei Krankheitssymptomen des Zentralnervensystems, übermäßiger Erregbarkeit und Steifheit der Wirbelsäule große Bedeutung.
Ein zentraler Punkt ist der Baihui auf der Schädeldecke – LG 20 – identisch mit dem Kronenchakra und Haupteintrittspunkt für Yang-Energie bzw. kosmische Energie.
Konzeptionsgefäß (Ren Mai)
Das Konzeptionsgefäß wird auch Dienergefäß oder Gefäß der Empfängnis genannt. Er beginnt im unteren Rücken und tritt im Huiyin (Ren 1) in der Mitte des Perineums zwischen After und Genitalien an die Oberfläche, und zieht sich entlang der Körpermitte über Abdomen, Brustkorb und Kehle bis in die Mitte des Kinns unterhalb der Unterlippe. Als „See des Yin“ kontrolliert es das Yin im Körper. So wie Baihui die kosmische Energie im höchsten Punkt des Körpers aufnimmt, so ist Huiyin („Zusammentreffen des Yin“) als niedrigster der Eintrittspunkt für Yin-Energie bzw. Erdenergie. Dieser Punkt ist auch der Kreuzungspunkt mit dem Du Mai und dem Chong Mai.
Der Ren Mai kontrolliert u.A. die Sieben-/Acht-Jahres-Zyklen bei Frauen/Männern und reguliert damit die reproduktiven Funktionen, insbesondere bei Frauen. Indikationen sind u.A. fehlende oder unregelmäßige Ovulation, Sterilität, aber auch Probleme in der Schwangerschaft.
Himmlischer Kreislauf
In Übung 63 Wildgans Qigong verbinden wir Lenker- und Konzeptionsgefäß, indem wir die Zunge an den Gaumen legen. Man nennt dies „Himmlischer Kreislauf“. So kann die Energie entlang des Lenkergefäßes nach oben steigen, über den Kopf nach vorne und entlang des Konzeptionsgefäßes wieder nach unten fließen, und damit einen geschlossenen Kreislauf bilden. Indem wir in den Schließmuskel anziehen, unterstützen wir den Energiefluss nach oben. Wir ermöglichen damit ein kontinuierliches Fließen von Yin- und Yang-Energie was auf Dauer zum Anstieg des Energieniveaus, aber auch zur Harmonisierung führt (z.B. bei Stagnationen). Die Zunge am Gaumen gibt es auch im Yoga und nennt sich Kechari-Mudra. Es wird dort eingesetzt, um das Kehlzentrum zu aktivieren und die oberen Energiezentren (Chakren) zu öffnen bzw. die Yang-Energie zu Fliessen zu bringen. Du kannst dir angewöhnen, deine Zunge immer am Gaumen zu „parken“. Denn das hat einen weiteren Vorteil:
Kopfkino und Kopfschmerzen reduzieren
Kreisende Gedanken konzentrieren die Energie im Kopfbereich und verhindern das Absinken des Qi. Das führt zu einer Energiefülle und Hitzestau im Kopfbereich, was zu Kopfschmerzen führen kann. Menschen, die ihren Geist zu stark beanspruchen, zu viel nachdenken, insbesondere über Sachen, die sie zwar quälen, die sie aber nicht ändern können, konzentrieren viel Qi im Kopfbereich. Wer nicht loslässt, ist angespannt und blockiert seinen Qi-Fluß. Folgende Übung kannst du überall und jederzeit durchführen:
Lege die Zungenspitze an den Gaumenbogen und stelle Dir bei jeder Ausatmung (durch die Nase) vor, wie von der Schädeldecke (Bai Hui, LG 20) ausgehend wunderbar wohltuend temperiertes glasklares Wasser vom Kopf durch Deinen Körper zu den Fußsohlen strömt. Das wird von der Vorstellung begleitet, dass alle belastenden Gedanken und Energien aus den Fußsohlen tief in den Boden in die Erde gespült werden. Wenn Du dabei die Atemzüge zählst, Gesicht, Kopf, Augen und alle großen Gelenke (Schultern fallen lassen, Becken vorschieben und Hüften entspannen, Knie locker) entspannst, vergehen die Kopfschmerzen meistens von selbst.
Wenn diese simple Übung täglich im Sitzen, Liegen, Stehen oder Gehen – am Besten an der frischen Luft – gemacht wird, wandert auch die überschüssige Energie wieder hinunter zur Körpermitte und die quälenden Gedanken werden weniger. Diese Übung stärkt die Gelassenheit und gibt Kraft und Energie.
Ich bin Snezana Galijas, Qi-Heilerin, Medical Qigong-Coach und Kundalini-Beraterin in der Heilpraxis Sattler & Galijas in Seligenstadt/Kreis Offenbach. Als Beraterin stehe ich Menschen bei spirituellen Transformationsprozessen zur Seite. Zudem unterrichte ich das medizinische Wildgans (Dayan) Qigong zur Gesunderhaltung, zur Regeneration und (Selbst-)Heilung, zur Steigerung des eigenen Energielevels und zur Stärkung und Verfeinerung des Energiesystems, u.A. um höhere spirituelle Energien besser zu integrieren.
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