Da Yan Qigong ist einer der bewegtesten Qigong-Stile, vielleicht sogar das mit der meisten Dynamik, Vielfalt und Abwechslung, wenn man mal von der Qigong-Kampfsportvariante Kung Fu absieht.
Die Füsse spielen beim Da Yan Qigong eine wichtige und besondere Rolle. Warum? Weil hier ständig gedreht, gelaufen, auf die Zehenspitzen gegangen und Richtung gewechselt wird. (Dafür muss bei Wildgans Qigong nicht auf die Atmung geachtet werden, was ich persönlich als natürlichen Vorteil sehe.) Deshalb gibt es heute ein paar Details zur Fußarbeit.
- Ausgangsposition
Die Füße sind geschlossen, Fußzehen zeigen parallel nach vorn, während du zu Beginn deiner Übung 15x durch die Nase ein- und ausatmest. So kannst du dich auf die kommenden 63 Übungen gedanklich einstimmen und zur Ruhe kommen. Du brauchst dabei nicht (wie dies bei anderen Qigong-Stilen unterrichtet wird) in die Knie gehen o.ä. Mit dieser Fußhaltung wirst du automatisch eine gewisse Grundspannung im Körper haben, sofern du gerade bzw. aufrecht mit Blick nach vorne stehst. 🙂 Lass die Arme locker neben dem Körper hängen, so dass die Handflächen zu den Oberschenkeln zeigen.
2. Übung 2 ff.
Setze nach den 15 Atemzügen den linken (!) Fuß schulterbreit nach außen. Der rechte Fuß bleibt stehen! Beine und Schultern bilden eine Linie.
Kontrolle: Um zu testen, ob der Abstand der richtige ist, mache den Fausttest. Drehe den rechten Fuß auf der Ferse nach innen….
Auch bei jedem Richtungswechsel wird der Fuß immer auf der Ferse zuerst gedreht: um 90 Grad oder um 180 Grad.
Wenn deine Faust zwischen die beiden Füße passt, stimmt der Abstand. Falls nicht, korrigiere, bis es passt und bekomme ein Gefühl für den Abstand. Denn genau so sollen deine Füße bei all den folgenden (Stand-)Übungen platziert sein, d.h. natürlich nur da, wo die Füße parallel zueinander stehen.
Geh wieder zurück zum Parallelstand und setze deine Übungen fort.
Präzise Fußarbeit zur besseren Konzentration und Fokussierung
Der Trick bei dieser exakten Fußarbeit liegt darin, dass du dich während der einzelnen Sequenzen darauf konzentrieren sollst, immer wieder auf Punkt die richtige Position (zurück-) zu finden. Das erfordert zwar ein wenig Training, ist aber gerade deshalb eine gute Konzentrationsaufgabe. Und die (Konzentration) wird im Da Yan Qigong an mehreren Stellen geübt. Das war der Vorteil für den Geist. Aus physischer Sicht stehst du so am stabilsten.
3. Laufübungen
Alle Laufübungen und Fußhaltungen, bei denen ein Bein nach vorne gesetzt wird, können auf zweierlei Weise durchgeführt werden.
1. Du setzt den vorderen Fuß locker auf den Zehenspitzen/Fußballen ab. Das Gewicht ist hier immer auf dem hinteren Bein. Bei dieser Fußhaltung wird der Nierenpunkt auf der Fußunterseite angeregt (s. Bild unten).
Alternativ kannst du den Fuß auch auf der Außenkante absetzen. Diese Fußhaltung hat den Vorteil, dass du den Blasenmeridian, der seitlich am Fuß entlang bis in die Fußzehen läuft, aktivierst.
Auf der Unterseite, etwa bei 2 Drittel des Fußes von der Ferse kommend (s. Markierung), befindet sich in der Mitte des Fußes der Nierenpunkt.
Ich persönlich wechsle ab und mache es mal so, mal so. Aus physischer Sicht hat diese Fußhaltung den Vorteil, dass du „gezwungen“ bist, das Gewicht auf dem hinteren (Stand-)Bein zu lassen. Außerdem ist es eine weitere schöne Balance- und Koordinationsübung, während du auf nur einem Bein stehst. 🙂
4. Drehübungen und Richtungswechsel
Bei jeder Drehung – und die finden immer im 90- bzw. 180 Grad-Winkel statt – drehst du dich langsam, aber korrekt auf der Ferse. So trainierst du deine Fußgelenke und insbesondere die Sehnen wunderbar und wirst dadurch viel beweglicher und sicherer, was bei Glatteis, auf der Leiter oder bei schnellen (Sport-)Bewegungen, wie Handball etc. sehr von Vorteil ist. Versprochen! Alles schon getestet. 🙂
5. Abschlussposition
Um während der Abschlussposition die letzten 15 Atemzüge zu nehmen, ziehst du das linke Bein wieder zum rechten heran. Du stehst nun wie in der Anfangsposition, also so: 🙂
Ich hoffe, die Erklärungen haben dir gefallen. Viel Spass beim Üben!
Zum Abschluss noch ein paar nette Zitate passend zum Thema:
Dem Geduldigen laufen die Dinge zu, dem Eiligen laufen sie davon.
(Aus Tibet)
Es würde alles besser gehen, wenn man mehr ginge. Sich tragen lassen zeugt von Ohnmacht, Gehen von Kraft.
Johann Gottfried Seume (1763 – 1810), deutscher Schriftsteller, unternahm 1801/02 seine berühmte Fußreise nach Sizilien (»Spaziergang nach Syrakus …«)
So wie der Mensch läuft, so geht es mit ihm.
Almut Adler (*1951), Fotografin, Autorin, Lyrikerin und Aphoristikerin
Schnelles Laufen ist keine Gewähr dafür, dass man das Ziel erreicht. (Aus Afrika)
Zitate: Quelle: http://www.aphorismen.de/
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