Als hätte ich (als leidenschaftliche, langjährige Tänzerin) es geahnt: Qigong geht zurück auf einen historischen Stammestanz, den „Großen Tanz“ (da-wu) vor etwa 10.000 Jahren. Dieser Tanz hatte therapeutischen Nutzen für diejenigen, die häufig daran teilnahmen. Er kennzeichnet die Geburt des Qigong, dem frühesten Zweig der Traditionellen Chinesischen Medizin.
Der Gelbe Kaiser und seine 1200 Frauen
2700 v.Chr. soll der Gelbe Kaiser Huang Ti Meditation, Atemübungen und das taoistische Yoga der Sexualität praktiziert haben. So konnte er mit 1200 Frauen seines Harems häufiger Geschlechtsverkehr haben ohne ejakulieren. Auf diese Weise erreichte er das stolze Alter von 111 Jahren. Seine Ausführungen über Gesundheit und Langlebigkeit sind in dem ältesten Werk der TCM, dem Klassiker des Gelben Kaisers zur Inneren Medizin überliefert, das in schriflicher Form um das dritte Jahrhundert v.Chr. erschien. Der Gelbe Kaiser gilt somit als der geistige Vater der Praktiken zur Förderung von Gesundheit und langem Leben.
Feuchtigkeit aus den Gelenken tanzen
Die ersten überlieferten Hinweise auf Qigong finden sich in etwa 4.000 Jahre alten Schriften . Damals wurde ein weiterer Tanz entwickelt, um Krankheiten abzuwehren, Energien auszugleichen und den Atem zu regulieren. Die Menschen tanzten den Qigong-Tanz zur Vorbeugung gegen Rheuma. Denn die Feuchtigkeit steckte den Menschen in dem von Überschwemmungen bedrohten Becken des Gelben Flusses buchstäblich in den Knochen. Das Klima verursachte auch einen trägen Kreislauf und Energiestauungen.
Der Tanz bestand aus Atemübungen und rhythmischen Körperbewegungen, die den Bewegungen der Tiere nachempfunden waren. So sollte die Feuchtigkeit aus den Gelenken, Muskeln und anderen Körpergeweben vertrieben, der Blut- und Energiekreislauf angeregt und der ganze Körper mit frischer Lebensenerergie (Chi) aufgefüllt werden.
Aus diesen Zeiten sind viel verschiedene Stile und eigene Zielrichtungen entstanden. Heute gibt es etwa 10.000 verschiedene Qigong-Formen. Eines haben sie alle gemeinsam: sie schenken Gesundheit, physiologisches Gleichgewicht, ein langes Leben, emotionale Ausgeglichenheit, geistige Klarheit und spirituelle Harmonie.
Die verschiedenen Perioden und Dynastien
Yin- und Chou-Periode: ca. 1600 bis 200 v. Chr.
Peng Tze, der „Methusalem“ des alten China, ist eine der Hauptgestalten der frühen Periode. Er soll mithilfe von Qigong 600 Jahre alt geworden sein. Es heißt, er sei jeden Morgen um drei Uhr aufgestanden, um bis zum Morgengrauen zu meditieren. Er gilt als der Vater des Dao-Yin. Bei dieser Form von Qigong wird das Qi durch den Körper bewegt, indem man langsam die Glieder weit ausstreckt und dabei in den Bauch atmet. Auch das Massieren der Augen und anderer Körperteile mit den Handflächen gehörte dazu, das Kreisen der Zunge im Mund, um den Speichel anzuregen.
In die Zeit der Chou-Dynastie fällt auch die von einem Prinzen entwickelte Atemtechnik tu-na (ausstoßen und einziehen), die zu den stillen Qigong gezählt werden kann, weil sie in stiller Meditation durchgeführt wird.
I-Ching – Buch der Wandlungen
Eine der einflussreichsten Schriften der klassischen chinesischen Zivilisation ist das alte Buch der Weissagungen „I-Ching“, das in der frühen Chou-Zeit entstand. Aus diesem komplexen System des I-Ching wurden die vier Grundprinzipien des Qigong abgeleitet, die in allen folgenden Epochen die philosophischen Wurzeln des Qigong bildeten:
- Gesundheit und Krankheit folgen dem zyklischen Wandel von Himmel und Erde.
- Harmonie, Gleichgewicht und Stabilität von Gedanken, Gefühlen und Aktivitäten für ein gesundes Leben
- Krankheiten werden geheilt ohne äußere Mittel, sondern durch Beruhigung von Geist und Emotionen, Harmonisierung der Körperfunktionen und Entwicklung eines ausgeglichenen Gemütszustandes im Einklang mit Himmel und Erde.
- Bewegung und Ruhe (Yin und Yang) als ausgleichende Pole der gleichen universellen Energie.
(Fortsetzung folgt)
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